Beam me up2014-2015

1 Neonschriftzug, 1 Verlaufsbild, 1 Video & 2 Fotografien

A tourist ferry can take you from Spain over to Tangier, Morocco in less than an hour. In order to cross the Mediterranean Sea – one of the sites and bloody venues of the current refugee crisis – citizens of the European Union need nothing more than a valid passport. In her work “BEAM ME UP” (2014–2015) Christina Werner explores the imaginary pictures linked with touristic travel: the desire for endless sandy beaches, promenades lined with palm trees – ultimately, for the “other” place. Her installation juxtaposes two exemplary pictures of the touristic space of imagination: the view to the vast open sea in Tangier with the silhouette of mainland Europe in the far distance and a consumerist space of mass tourism, the architecture of the same beach promenade. The view to the sea, in particular, serves as a puzzle picture of the current refugee crisis, as it can be read either as a Western touristic imagination or as the desperate gaze toward the European continent in the context of escape and persecution. The singularity of these pictures is broken by a pastel color gradient board leaning against the wall, which frames a video displaying the very same paradisiacal situations. But how is such a collective space of imagination constituted? Which media and public do we employ to negotiate the “paradisiacal” archetype? Christina Werner’s video addresses these questions through staging an exemplary flood of images – just as omnipresent as it is in the social media during summer.
The abstracted gradient of the color board, in contrast, refers to the currency that these pictures of desire have become: It is the common denominator, the structure of desire behind the voluntary travel of tourists, on the one hand, and behind the forced migration of refugees, on the other. “BEAM ME UP”, Captain Kirk’s instruction to Scotty in the sci-fi series “Star Trek” to bring him back on board his Starship Enterprise, underlines the picture-theoretical questions immanent in Christina Werner’s work: Which pictures are singular and personal, which are collective and political? Hashtag: #paradise.


Katharina Brandl, art historian & political scientist


In weniger als einer Stunde kann man mit einer Touristenfähre von Spanien nach Tanger, Marokko, übersetzen. Um das Mittelmeer zu überqueren, einen der Schauplätze und blutiger Austragungsort der aktuellen Flüchtlingskrise, benötigen Staatsbürger_innen der Europäischen Union nicht mehr als einen gültigen Reisepass.
Christina Werner untersucht mit ihrer Arbeit „BEAM ME UP“ (2014-2015) jene Imaginationsbilder, die an das touristische Reisen geknüpft sind: Das Begehren, das mit langen Standstränden, palmenumsäumten Promenaden – letztlich dem „anderen“ Ort - verbunden wird. In ihrer Installation setzt sie zwei exemplarische Bilder des touristischen Imaginationsraums in Beziehung: Den Blick auf die Weite des Meeres in Tanger, bei dem sich in der Ferne das europäische Festland abzeichnet, und einen Konsumptionsraum des Massentourismus – die Architektur derselben Standpromenade. Insbesondere der Blick aufs Meer dient als Vexierbild der gegenwärtigen Flüchtlingskrise, und kann einerseits als westliches, touristisches Imaginationsbild gelesen werden, oder als sehnsüchtiger Blick auf den europäischen Kontinent im Kontext von Flucht und Verfolgung. Die Singularität dieser Bilder wird durch eine pastellene Farbverlaufsplatte, die - an der Wand lehnend - ein Video mit ebendiesen Paradiessituationen rahmt, gebrochen. Aber wie konstituiert sich ein solcher kollektiver Imaginationsraum? Über welche Medien, welche Öffentlichkeit verhandeln wir das archetypisch „Paradiesische“? Das Video nimmt diese Fragen auf, indem Christina Werner eine exemplarische Bilderflut inszeniert – wie sie zur Sommerzeit in sozialen Medien omnipräsent ist.
Der abstrahierte Verlauf der Farbplatte hingegen verweist auf die Währung, die diese sehnsuchtsvollen Bilder geworden sind: Sie ist der gemeinsame Nenner, die Struktur des Begehren hinter freiwilligen, touristischen Reisen einerseits und hinter erzwungener, fluchtbedingter Migration andererseits. „BEAM ME UP“, Captain Kirks Anweisung an Scotty in der Sci-Fi Serie „Startrek“, ihn zurück auf sein Heimatschiff, die Starship Enterprise zu holen, unterstreicht bildtheoretische Fragen, die Christina Werners Arbeit aufwirft: Welche Bilder sind singulär und persönlich, welche kollektiv und politisch? Hashtag: #paradise.

Katharina Brandl/Kunsthistorikerin & Politikwissenschafterin


Palmengesäumte Sandstrände, türkisblaues Meer, idyllische Bergpanoramen, unendlicher Sternenhimmel - so stellt sich der Web 2.0 Nutzer das Paradies vor. Es handelt sich dabei um Fotos, die Christina Werner unter dem hashtag »paradise« auf der Blogging-Plattform tumblr gefunden hat und die sie in ihrer Installation »Beam me up« als Video-Loop zeigt. Dieser Bilderflut setzt die Künstlerin zwei Fotografien der Strandpromenade von Tanger in Marokko entgegen. Als Knotenpunkt zwischen Afrika und Europa ist die Stadt einerseits Ziel für Touristen, die von Spanien mit der Fähre übersetzen, andererseits erinnert sie an die Mittelmeerüberquerung, die jedes Jahr von Tausenden flüchtlingen riskiert wird. Christina Werner befragt in ihrer Arbeit Imaginationsbilder im Kontext von Tourismus und Migration. Die Vorstellung (das imago) von einem Ort ist Antrieb für sowohl freiwilliges, touristisches Reise als auch für erzwungene, fluchtbedingte Migration. "Beam me up" veranschaulicht mit verheißungsvollen Bildern, Pastelltönen und leuchtender Schrift die Sehnsucht nach einem friedlichen Leben und einer besseren Zukunft, nach Auszeit und Entspannung, nach dem vermeintlichen Paradies. Auf den Wunsch sich an einen solchen Ort zu beamen, referenziert die au der Science-Fiction Serie Enterprise entsprungene und titelgebende Redewendung "Beam me up, Scotty", die als Leuchtschrift in der Installation präsent ist.

Sophie Haslinger/Kunsthistorikerin & Kommunikationswissenschafterin